[Fortsetzung: Frank Weiffen/Kölner Stadt-Anzeiger, 5. April 2016]
Und sie ist kurios, seltsam, ein wenig verrückt und durchweg amüsant. Denn in den offenen Kisten kleben kleine Bildchen, auf denen Szenen zwischen alltäglichem Zufall und Inszenierung zu sehen sind. Versehen mit Unter- und Überschriften, die auch einem Sammelband der „Die besten Wort- und Satzschöpfungen aus „Stille-Post“-Spielen“ entnommen sein könnten. „Säuberung der Gunstbeweise“ steht da beispielsweise unter einem Bild, auf dem eine Frau eine Blumenkette im Haar aus einem Buch vorliest. Oder „Achselhaar auf Dampferfahrt“ – ein Titel, der dem Foto einer kleinen Kaffeerunde an Deck eines Ausflugsschiffes zugeordnet ist. Oder aber „Schubumkehr der Gardinenwitze“ – darüber zwei junge Frauen, die gemeinsam mit einer Dinosaurierfigur an einem Holztisch sitzen und sich über einen kleinen Blumenstrauß hinweg anschauen.
„Ich spiele eben gerne mit Wörtern und ihrer Bedeutung“, sagt Busch fast schon entschuldigend – und untertreibt damit gehörig. Denn eigentlich ist er ein wahrer Wörter-Narr: Busch unterstreicht interessante, seltene Wörter, die er in der Zeitung findet, mit einem Marker, um sie irgendwann einmal vielleicht im Rahmen seiner Kastenkunst verwenden zu können. „Und ich lese pro Tag drei Zeitungen, müssen Sie wissen.“ Er macht das gleiche mit Büchern. Und: Immer, wenn er über seine Arbeit redet, lächelt oder lacht er. Wahrscheinlich, weil er weiß, dass jeder, der seine Spruch- und Bildkästen zum ersten Mal sieht, dasteht und so guckt, als sei das ganze Gesicht ein einziges, großes Fragezeichen.
Aber der Hitdorfer, der mit seiner Familie in der Villa Zündfunke lebt, sie sich mit dem Matchboxtheater und der Kindertagesstätte Die Rheinpiraten teilt und im Dachgeschoss des Hauses sein Atelier hat, ist ja auch hauptberuflich Psychotherapeut. Das heißt: Busch weiß um das, wie man Leute zum Nachdenken bringt. Er weiß, wie man Leute – im positiven Sinne – kriegt. Zum Beispiel den renommierten deutschen Fotografen Klaus Honnef: Ein Bekannter von Busch stellte den Kontakt her. Honnef kam nach Hitdorf, schaute sich Buschs Kastenbilder an – und war angetan. „Zuerst ging er nur die Reihen mit den Kästen auf und ab, schaute konzentriert und sagte nichts. Ich fürchtete mich schon vor der Reaktion.“, erinnert sich Busch. Aber dann: „Drehte er sich um, klatschte in die Hände und sagte: „Meine Herren! So etwas habe ich noch nie gesehen!“ Daumen hoch. Angenommen. Geadelt.
Jetzt hat Honnef sogar ein Vorwort geschrieben im Katalog zu Buschs Bildern, der im Berliner Nicolai Verlag erschienen ist. Und er wird am 15. April nach Hitdorf kommen, wenn die erste Ausstellung von Buschs Bildern eröffnet wird.
Collagen aus plastischen Objekten
Wobei sich Buschs Kreativität bei weitem nicht auf die Bilder beschränkt. Mittlerweile erstellte er nämlich auch mehrere große Assemblagen – also Collagen aus plastischen Objekten -, die auf die typisch verschwurbelte, amüsante und jedes Mal spitzfindige Art Geschichten erzählen. Verarbeitet hat er dafür alte Stühle und Lampen. Zeitungsausschnitte und Puppen. Kulissenteile aus dem Theater. Fotos, Messer, Flaschen. Kurzum: Alles, was einem beim Dürchwühlen des eigenen Hauses oder von Requisitenräumen so in die Hand fällt. Viele Teile dieser Assemblagen sind beleuchtet oder mit mechanischen Vorrichtungen versehen. Es blinkt und rattert. Busch weiß eben, wie man das Interesse der Menschen gewinnt und behält. Und allein das ist schon eine wichtige Eigenschaft von Kunst.
Der Katalog zur Ausstellung von Julius Busch heißt Säuberung der Gunstbeweise und ist im Nicolai Verlag erschienen (39,95 EUR). Die Ausstellung eröffnet am Freitag, 15. April, um 19 Uhr. Die Bilder können dann am Samstag und Sonntag, 16. und 17. April, jeweils von 11 bis 18 Uhr im Atelier an der Hitdorfer Str. 169 in Leverkusen-Hitdorf besichtigt werden.